Netzinnovationen
Auf immer mehr Dächern im ländlichen Raum sind sie zu finden: Photovoltaikanlagen. Das kann zur Herausforderung für das Ortsnetz werden, wenn die gleichzeitige Energieeinspeisung aller Anlagen bei sonnigem Wetter die Übertragungsleistung der Stromleitungen übersteigt.
Als Netzbetreiber möchten wir unsere Stromnetze fit für die Energiewende machen.
Durch das Zusammenspiel intelligenter Anlagen sowie moderner Mess- und Steuerungstechnik soll die Anbindung weiterer Photovoltaikanlagen ermöglicht werden. Mit dem genauen Wissen über die Auslastung des Ortsnetzes kann notwendiger Ausbau zielgerichtet und effizient passieren.
Dafür erprobt Netze BW schon seit 2011 im NETZlabor Sonderbuch unter realen Bedingungen Smart-Grid-Technologien und zukunftsweisende Konzepte.
Die Netze BW arbeitet seit 2018 gemeinsam mit der Universität Stuttgart am „Smart Grid Demonstrator Sonderbuch“. Das Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung eines Baukastens, um möglichst viel Photovoltaik-Energie in das Netz aufzunehmen. Voraussetzung dafür ist es, den aktuellen und zukünftigen Netzzustand genau zu kennen.
Dafür liefern die bei unseren Feldtestteilnehmern in Sonderbuch installierten Mess- und Steuergeräte Echtzeitmessungen. Daraus lässt sich das optimale Zusammenspiel der vorhandenen Photovoltaikanlagen, des Batteriespeichers und des regelbaren Ortsnetztransformators ermitteln. Die entwickelten Lösungen sollen über Sonderbuch hinaus dazu beitragen, dass erneuerbare Energien vollständig in das Verteilnetz aufgenommen werden können.
Dieses Ziel verfolgten auch unsere bereits abgeschlossenen Projekte.
iNES ist ein automatisiertes Netzmanagementsystem, das in Sonderbuch vor der Entwicklung des Smart Grid Demonstrators zum Einsatz kam. Es ermöglichte, die einzeln genutzten Bausteine des Netzmanagements in Sonderbuch zu einem Smart Grid zu vereinen. Dabei arbeitete iNES als dreistufig-übergreifendes System und regelte das Verteilnetz. Ziele von iNES waren die automatisierte Einhaltung von Spannungsgrenzen und die Gewährleistung einer optimalen Auslastung der Betriebsmittel.
Eine umfassende Untersuchung aller derzeit verfügbaren innovativen Spannungshaltungskonzepte im Netzbetrieb wurde im Rahmen des Forschungsprojekts U-Control vorgenommen. Im NETZlabor Sonderbuch erfolgte hierfür ein Feldtest mit dem Ziel, einen Wirksamkeitsvergleich der Spannungshaltungskonzepte zu erhalten.
Wichtige Erkenntnisse zur Blindleistungsbereitstellung von Photovoltaik-Anlagen im Realbetrieb konnten dabei gewonnen werden und flossen in den weiteren Projektverlauf von U-Control ein. Beispielsweise folgte 2017 eine Eingabe des U-Control- Konsortiums an das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN). Im Zuge dessen kam es zu einer Neufassung der entsprechenden Norm, u. a. mit dem Ziel, die Q(U)-Regelung als deutschlandweiten Standard in der Niederspannung einzuführen.