Netzinnovationen
Ob Wärmepumpen, Solaranlagen oder Elektromobilität – ein zuverlässiges Stromnetz wird heutzutage immer wichtiger. Doch was ist, wenn der Strom durch externe Einflüsse plötzlich ausfällt? Mit unserem NETZlabor Allgäu untersuchen wir, wie mit Hilfe von automatisierten Schaltvorgängen Ausfallzeiten bei Stromstörungen reduziert werden können.
Folgendes Szenario: Bei Bauarbeiten wird versehentlich ein Kabel beschädigt und plötzlich steht alles still - Stromausfall. Die Folge: Das E-Auto lädt nicht mehr, die Wärmepumpe bleibt stehen.
Angesichts der steigenden Elektrifizierung des Mobilitäts- und Wärmesektors (siehe Grafik) wird ein zuverlässiges Stromnetz immer wichtiger. Unvorhergesehene Stromstörungen bedeuten daher einen größeren Einschnitt ins Berufs- und Privatleben.
Mit dem NETZlabor Allgäu auf dem Weg zum selbstheilenden Netz
Unsere Vision: Im NETZlabor Allgäu möchten wir von Netze BW erproben, wie wir die Ausfallzeiten bei Stromunterbrechungen so weit minimieren können, dass unsere Netzkund*innen nach Möglichkeit keine Störungen im Netz mehr wahrnehmen. Doch, ist das so einfach?
Stromstörungen nicht zu bemerken, das ist eine wunderbare Vorstellung. Diese Vision in die Realität umzusetzen, ist aber nicht ganz so trivial. Die Wiederherstellung der Stromversorgung nach einem Ausfall ist aktuell noch mit viel manueller Arbeit verbunden. In Abstimmung mit der Netzleitstelle schalten Monteur*innen das Netz derzeit so um, dass der Strom um die Schadensstelle herumgeleitet wird und die Versorgung über einen anderen Mittelspannungsstrang wiederhergestellt wird.
Im NETZlabor Allgäu stellen wir jetzt die ersten Weichen, unsere Vision für die Zukunft umzusetzen.
Ein selbstheilendes Netz soll in der Lage sein, selbstständig auf Stromunterbrechungen zu reagieren, indem die Schritte zur Störungsbehebung automatisiert ablaufen.
Im Rahmen des Feldtests im NETZlabor Allgäu prüfen wir, was bereits heute schon mit aktuellen Konzepten und Technologien kurz- bis mittelfristig möglich ist.
Wie uns das jetzt im NETZlabor Allgäu gelingen soll, erfahren Sie in diesem Animationsfilm.
Bestimmung des Fehlerortes – und das so genau wie möglich und zwar anhand verschiedener Informationen aus dem Netz. Die manuelle Fehlersuche im Netz ist manchmal gar nicht so einfach, denn einzelne Mittelspannungsabgänge können mehrere Kilometer lang sein. Die geografischen Gegebenheiten und die Erreichbarkeit der Stationen spielen hierbei auch eine entscheidende Rolle.
Eine mögliche Umschaltoption wird gesucht, um die Fehlerstelle zu umgehen. Ein kleiner technischer Exkurs dazu: Unsere Mittelspannungsnetze werden als offene Ringe betrieben. Offene Ringnetze ermöglichen im Fehlerfall durch Umschaltung eine Versorgung über das andere Ende des Rings.
Die Schaltbefehle werden automatisiert an intelligente Ortsnetzstationen geschickt, diese liefern nicht nur eine Vielzahl an Informationen aus dem Netz, sondern können auch aus der Ferne geschaltet werden.
Die Schritte zuvor erfolgen alle automatisiert – schnell und effizient.
Das Feldtestgebiet erstreckt sich über die große Kreisstadt Leutkirch, inklusive der östlich angrenzenden bayrischen Ortsteile Frauenzell, Muthmannshofen, Schreiloch und Kimratshofen.
Die Abbildung zeigt die vereinfachte Darstellung des NETZlabors Allgäu.
Die intelligenten Ortsnetzstationen bilden im Falle einer Störung die Grundlage, das Netz automatisiert umzuschalten.
Mit der fortschreitenden Transformation der Energiewelt wird nicht nur ein zuverlässiges Stromnetz immer wichtiger. Damit verbunden ist auch, dass die Komplexität im Netzbetrieb immer weiter steigt. Um im Falle einer Störung eine schnelle Wiederversorgung zu gewährleisten, soll Automatisierung unsere Kolleg*innen aus den Netzleitstellen und im Betrieb unterstützen.